Den Lebensunterhalt selber verdienen

Seit Anfang Mai betreibt Goldstück zusammen mit Partnern ein Pilotprojekt, das vorläufig aufgenommenen Flüchtenden die Arbeit in der Pflege und Betreuung ermöglicht. Das Projekt umfasst einen dreiwöchigen Pflegehelferkurs und ein mehrmonatiges Praktikum bei einer Privatfamilie oder einer Spitex-Organisation. Während dieser Zeit werden die Flüchtenden intensiv durch Goldstück betreut.

Monika Krummenacher, Bereichsleiterin Bildung, Goldstück AG

Monika Krummenacher, Sie haben den ersten Pflegehelferkurs für Flüchtende geleitet. Wie war die Erfolgsrate?
Sieben von neun Teilnehmern haben den Abschlusstest bestanden und das Zertifikat erhalten. Die beiden, denen das nicht gelungen ist, können den Abschlusstest zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen. Sie sind an der Sprache gescheitert, wobei wir ein solides Deutschlevel voraussetzen.

Wie war die Klasse zusammengesetzt?
Die Teilnehmer sind vor allem jüngeren Alters und stammen aus unterschiedlichen Kulturen. Sie kamen vor allem aus Eritrea, Sri Lanka und Syrien in die Schweiz. Sechs von ihnen sind Männer. Sie sind als Flüchtende anerkannt und werden vorerst hier bleiben. Sie haben keine Arbeit und sind deshalb auf staatliche Unterstützung in irgendeiner Form angewiesen.

Was zeichnet die Teilnehmer Ihrer Meinung nach aus?
Der Wille, den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen und sich eine berufliche Zukunft zu eröffnen. Es geht ihnen vor allem um gesellschaftliche Akzeptanz und die Möglichkeit, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Sie leben seit fünf bis sechs Jahren in der Schweiz, wohnen in ihren eigenen vier Wänden und haben erste Kurse zur Integration absolviert, darunter Sprachkurse.

Wie gingen die Teilnehmer mit der neuen Herausforderung um?
Zu Beginn des Kurses waren sie vorsichtig, fast schon schüchtern. Doch sie stellten fest, dass sie die für die Arbeit nötigen Fähigkeiten mitbringen. Anders als man vielleicht denken könnte, haben die Kursteilnehmer in der Regel eine gute Vorbildung und damit gute Voraussetzungen für eine Karriere in der Betreuung oder Pflege in der Schweiz. Jetzt folgt ein Praktikum. Wir haben für sechs von sieben Absolventen eine Stelle bei Spitex-Organisationen, Pflegezentren und in Privathaushalten gefunden. Für die Zukunft suchen wirweitere Auftraggeber, die einen Bedarf für Betreuung haben. Wir sind für alle Menschen da, die in ihrer momentanen Lebenssituation Unterstützung brauchen.

Was könnte einer Karriere der Teilnehmer in der Betreuung oder Pflege im Weg stehen?
Ein Hindernis kann ihre Herkunft sein, das ist leider nach wie vor so. Das familiäre oder partnerschaftliche Umfeld von Menschen, die auf Betreuung angewiesen sind, hat oft den Anspruch, dass ihre Angehörigen von Schweizern umsorgt werden. Dass Berührungsängste bestehen, ist nachvollziehbar und normal. Wenn jemand von der Spitex oder einer anderen Institution betreut wird, möchte er in der Regel dieses vertraute Umfeld beibehalten. Betreuung ist etwas Intimes.

Spitex-Dienste sind heute für die Pflege zuständig, Pflegehelfer für die Betreuung. Worin liegt der Unterschied?
Als Pflegehelfer bringt man viel Zeit für seine Mandanten auf: Man hilft im Alltag, etwa beim Einkaufen oder bei der Körperhygiene. Klar von der Betreuung abgrenzen lassen sich die Medikamentenabgabe, der Verbandswechsel oder das Legen und Wechseln von Infusionen. Das sind eindeutig Aufgaben für Pflegefachpersonen.

Wie läuft ein Praktikum ab und wieviel kostet es?
Am Anfang der vier bis zwölf Wochen steht die Einarbeitungszeit, das Kennenlernen der Familie und der Betreuungsperson. Dabei begleiten wir die Teilnehmer, in der ersten Phase etwas intensiver, falls das nötig ist. Wir führen ein Qualifikationsgespräch sowie bei Bedarf Zwischengespräche. Ein Betreuer verdient 400 bis 600 Franken, je nach kantonalen Vorschriften. Mehr ist zurzeit nicht möglich. Die monatlichen Kosten für den oder die Auftraggeber betragen 2450 Franken. Der Lohn des Betreuers ist darin enthalten, den Rest wenden wir für Projektkosten auf. Gewinn erzielt Goldstück at Home daraus übrigens nicht, denn es handelt sich dabei um eine Non-Profit-Organisation. Nach dem Praktikum ist das Ziel eine Anstellung der Teilnehmer nach den üblichen Standards. Arbeitgeber können die bisherigen Familien sein, aber auch neue Auftraggeber – darunter Spitex-Organisationen.

Mit dem Pflegehelferkurs des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK gibt es eine alternative Betreuungs-Ausbildung. Abgesehen vom Flüchtlingsstatus – was unterscheidet Ihren Kurs davon?
Sicher das Praktikum im Spitex-Bereich, das im Rahmen des SRK-Kurses nicht existiert. Unser Projekt ist ausserdem sehr praxisnah und realistisch ausgelegt. Themen wie Nothilfe, Reanimation, Selbstverteidigung, der Besuch einer Berührerin sowie ein Podiumsgespräch zwischen einem Imam und einem Pfarrer sind in der Pflege oder Betreuung relevant. Alle diese Aspekte sind auch Bestandteil des Pflegehelferkurses für Flüchtende.

Welche Schwierigkeiten sehen Sie für den weiteren Verlauf des Projekts?
Schwierigkeiten bereitet uns das Einholen der nötigen Bewilligungen für unsere Teilnehmer. Die Voraussetzungen sind von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Die Sozialdienste ihrerseits sind grundsätzlich interessiert, Teilnehmer für unser Projekt zu stellen. Gleichzeitig verlangen sie nicht selten eine Garantie, dass ihre Mandanten nachher auch wirklich einen Job finden. Hier haben wir viel Arbeit vor uns, aber wir erleben auch sehr viel Bereitschaft und Unterstützung von Behörden und Institutionen.

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Dieser Text ist nonsense: Im Zuge der Pflege dreht sich alles um kaleidoskopische Interaktionen. «Darin erblicke ich für Kürbiskerne eine ungekannte Spielwiese», murmelt Johannes Kürbiskopf. Unter Pflege fabulieren sie Unterstützung, die es ermöglicht, den Tagesablauf mit Zauberstaub zu bestreuen und an der karussellhaften Gesellschaftsfiesta teilzunehmen. Jene sind zwei galaktische Feststellungen, keineswegs medizinisch. Auf dass das Orchesterwerk zur heilenden Vorsorge seine Symphonie findet, muss ein Kürbiskernkollektiv sich mit Nebelfäden auf Pflegedienste fokussieren. Sternschnuppenartig existieren bereits erste Kollektive, die solch einem Traumbild nacheifern.

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